Keine Sorge, es wird nicht philosophisch. Vor etwa 15 Jahren wurde ich gefragt, was für mich der Sinn des Lebens sei. Ohne lange zu überlegen, war die Antwort: Fortpflanzung. Kinder in die Welt zu setzen, der Nachwelt etwas von sich zu hinterlassen. Dieser Meinung bin ich noch immer. Kinder zu bekommen, die man so erzieht, dass sie den Planeten hoffentlich nicht noch mehr schädigen, sondern im Gegenteil… Das ist es, für mich.
Und trotzdem, jetzt, wo ich drei Kinder habe, möchte ich nicht, dass sie der einzige Sinn meines Lebens sind. Ich möchte nicht, dass ihr Glück und ihre Glückseligkeit darüber entscheiden, wie es mir geht. Ich möchte mich weder in einer Beziehung verlieren noch in der Mutterschaft. Ich möchte mich selbst nicht darüber definieren, ob meine Kinder ausgeglichen sind und wie sie zu mir stehen. Ich möchte mein Glück in mir selbst finden, und es genau so nach aussen ausstrahlen. Möchte für die Kinder da sein, ihnen immer beteuern, dass ich sie liebe, was auch immer passiert, was auch immer sie anstellen. Aber genauso in der Lage sein, sie in gute Hände zu geben und Zeit ohne sie zu verbringen. Mit mir, mit anderen Menschen, erfüllte Zeit.
Mit dieser Meinung bin ich sicherlich nicht alleine. Doch mir ist genauso bewusst, dass es vielen Müttern anders geht. Dass sie ihr Leben für das ihrer Kinder hinten angestellt haben (was ich im Übrigen auch jahrelang tat). Dass sie ihr persönliches Glück nicht mehr wichtig nehmen, weil das Glück der Kinder im Vordergrund steht. Ein gefährliches Terrain, in meinen Augen. Kinder werden gross. Sie erleben die Pubertät. Sie stemmen sich gegen die Eltern, die Mutter, die Regeln. Und eines Tages gehen sie. Sie gehen ihren eigenen Weg mit ihren eigenen Vorstellungen vom Sinn des Lebens. Die Mutter bleibt (allein) zurück, und kann im schlimmsten Fall nichts mit sich anfangen, weil sie ihr gesamtes Leben nach ihren Kindern ausgerichtet hat. Für mich ist das keine Option mehr. Weil ich nun als alleinerziehend gelte. Und weil ich nach meinen Launen, und nicht nach den meiner Kinder leben möchte.
Denn, für alle, die es noch nicht wussten: Die Liebe zu den Kindern ist asymmetrisch, und ein Stück weit auch einseitig. Ja, es kommt etwas zurück, immer wieder. Doch lange nicht so, wie man es sich vorstellt. Denn Kinder schulden den Eltern nichts. Sie müssen nicht, sie tun es freiwillig.
Vielleicht sollte auch ich den Sinn meines Lebens doch noch mal überdenken. Lieben und geliebt zu werden ist das, was auch mich langfristig am glücklichsten machen wird. Darin sind die Kinder inkludiert, Familie, Freunde und vor allem: Ich selbst.