Selbstliebe

Wann hast du das letzte Mal in den Spiegel geblickt und dir selbst gesagt, dass du schön bist? Dass du dich selbst magst, wie du bist? Dass du dankbar bist für deinen Körper, die Haut, deine Haare? Dass du stolz darauf bist, witzig und intelligent zu sein? Ganz, ohne gleich in den Kritikmodus zu wechseln. Ohne nach Fehlern im eigenen Gesicht zu suchen oder sich über die Figur zu beschweren.

Idealvorstellungen, die wir von uns selbst haben, bringen uns dazu, die Realität zu verschmähen. Es ist entweder der eigene Perfektionismus, der ständige Vergleich mit anderen oder schlichtweg die Tatsache, dass wir uns selbst an die letzte Stelle setzen, die dafür sorgen, dass wir mit uns selbst unzufrieden sind.

Wir lieben unsere Familie, unsere Freunde und beschützen sie. Wir lieben auch materielle Dinge und achten auf sie, sei es das Telefon oder die kostbare Handtasche. Doch bei uns selbst hört die Liebe meistens auf. Wir achten auf jeden neuen Pickel, auf jedes neue graue Haar, anstatt zu sehen, dass wir gut sind so wie wir sind. Wir vergleichen uns ständig mit anderen Frauen, die vermeintlich hübscher, schlanker oder gebildeter sind. Nur um hinterher noch mehr Dinge an sich zu finden, die man kritisieren kann.

Wenn man etwas liebt, kümmert man sich darum. Liebt man sich selbst, kümmert man sich auch um sich selbst. Doch haben wir dafür überhaupt die Zeit? Oder nehmen wir sie uns einfach nicht? Me Time – klingt ein wenig abgedroschen und egoistisch. Dabei soll es nur heissen, dass wir ein Mal am Tag an uns selbst denken, uns selbst an die erste Stelle stellen. Zeit bewusst mit sich selbst zu verbringen ist auch etwas, dass viele von uns gar nicht können. Wir sind im Alltag so eingespannt und abgelenkt, dass die Zeit mit sich selbst Gefühle hochbringt, die man gar nicht zulassen möchte. Zur Ruhe zu kommen und in sich zu hören kann nämlich zur Folge haben, dass man feststellt, dass man gar nicht so ausgeglichen ist, wie man sich nach aussen hin darstellt. Sich zu entspannen und loszulassen braucht nämlich Übung. Konsequent zu sein und seine Bedürfnisse anzuerkennen braucht Übung. Sich Freiräume zu schaffen braucht Übung.

In einem Zeitschriftenartikel las ich kürzlich, dass gemäss Wissenschaftlern die Lebenszufriedenheit bei Frauen ab 50 Jahren (wieder) wächst. Während die Vierziger geprägt sind von Prüfungen und dem Kennenlernen der eigenen Stärken und Schwächen seien die Fünfziger eine Art zweite Pubertät, ein Neuanfang. Nun, das lässt natürlich hoffen. Doch ganz ehrlich: Wie viele von uns feiern bald ihren 50.? Und was machen wir anderen die nächsten zehn, zwanzig Jahre, bevor die Zufriedenheitskurve wieder nach oben steigt?

Fangen wir doch klein an, und wenn es nur fünf Minuten sind: Eine Gesichtsmaske mit schöner Musik, Kerzenschein, ein Schaumbad, oder lege dich einfach hin und entspanne. Was auch immer im Kopf passiert, lass es zu, konzentriere dich dabei jedoch auf dich selbst, auf deinen Atem, auf positive Gedanken. Werde dir selbst bewusst, was für ein toller, einzigartiger Mensch du bist. Im hektischen Joballtag gönne dir eine bewusste Pause, die du an der frischen Luft, vielleicht bei einem Spaziergang verbringst. Belohne dich selbst. Nicht materiell, sondern mit Zeit, die du dir selbst schenkst. Alle Frauen um dich herum haben eine perfekte Maniküre und du schaffst es nicht einmal, dir einen farblosen Nagellack aufzutragen? Ändere das! Es ist nur eine Stunde, und das manchmal sogar nur alle paar Wochen. Du hast diese Zeit. Nimm sie dir. Dasselbe gilt für eine Massage, eine Gesichtsbehandlung oder eine Yoga-Stunde. Bedanke dich anschliessend bei dir selbst.

Die Zeit ist da. Sie ist jetzt. Du bist jetzt. Es gibt Dinge, die sollte man nicht aufschieben. Dinge, die einem gut tun und die positiv sind, sollten nicht auf die Warteliste gesetzt werden. Du lebst im Jetzt, nicht in der Zukunft. Die Zukunft ist ungewiss. Nimm dir die Momente für dich, und du lenkst damit auch deine Zukunft in die positive Richtung.

Du selbst bist der einzige Mensch, mit dem du dein ganzes Leben verbringen wirst. Sei achtsam, sei freundlich, sei liebevoll zu deinem Spiegelbild. Und es wird achtsam, freundlich und liebevoll zu dir sein.


Kommentar verfassen