Woran erkennt man eine starke Frau? Woher weiss frau, ob sie selbst eine ist? Und was bedeutet es überhaupt, stark zu sein? Ist Stärke gleichzusetzen mit beruflichem und/oder finanziellem Erfolg? Oder mit Härte, Disziplin, Durchhaltevermögen? Oder ist es die körperliche, die Muskelkraft? Oder gar unsere Leidensfähigkeit, die uns stark macht?
Tatsächlich ist vielen von uns ihre persönliche Stärke gar nicht bewusst. Erst durch Tragödien, traumatische oder lebensverändernde Erlebnisse sind wir in der Lage, uns selbst zu reflektieren. Oder von Dritten – Freunden, Familienmitgliedern, Arbeitskollegen – den Spiegel vorgehalten bekommen. Dem vorausgehend sind häufig Situationen, die uns an den Rand des Erträglichen bringen. Die uns schreien, toben, weinen, hassen und wütend sein lassen. Die uns alles abverlangen.
Wie du aus diesen Situationen herauskommst, dich buchstäblich herauskämpfst, ist entscheidend. Und ist massgeblich für deine persönliche Stärke.
Stärke ist nicht gleichzusetzen mit Kampf. Denn Kampf härtet ab, er macht uns jedoch nicht zu einer Amazone. Niemand sollte die harte, abgebrühte Version seiner selbst sein. Hart zu sein bedeutet häufig, sich zu verschliessen. Vorsichtig zu werden. Niemandem zu vertrauen, sich nicht mehr zu öffnen. Dabei ist das Sich öffnen in dieser Phase so extrem wichtig, denn dadurch erweitern wir unseren Horizont, begegnen Menschen, die uns gut tun und die in unser Leben treten, damit wir von ihnen lernen können. Güte, Liebe, Freundschaft, Achtsamkeit – all das macht uns wieder glücklich. Herzensmenschen, beste Freundinnen, Menschen, die einen spontan in den Arm nehmen. Denn ja, auch starke Frauen müssen in den Arm genommen werden. Sie müssen weinen und sich fallen lassen können, um sich danach befreiter zu fühlen. Sie müssen lernen, loszulassen und an sich zu glauben. Sie müssen lernen, ihre Bedürfnisse und sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Nicht auf die egoistische Art, auf die liebende. Mit sich selbst im Reinen zu sein, Dinge zu tun, die einem gut tun, die dazu führen, dass wir uns besser fühlen wie Meditation, Sport, eine Reise oder ein Glas Wein mit der besten Freundin.
Zum Stark sein gehört es ebenfalls, in der Lage zu sein, die negativen Gefühle loszuwerden und gleichzeitig positive zuzulassen. Denn alles, was an Negativität in uns steckt, macht uns auf Dauer krank. Sie ist wie ein Geschwür, die aus dem Körper befreit werden muss, um sich nicht zu einem schlimmeren zu entwickeln. Dazu müssen wir lernen, die Emotionen für einen Moment auszuschalten und rational überlegen, was das Beste ist. Das Beste für uns, aber auch das Beste für unsere Familie. Innezuhalten, tief zu atmen und zur Ruhe zu kommen. Die schlechten Gedanken wegzuschieben und uns auf das Wesentliche zu besinnen.
Stark zu sein heisst auch, an sich selbst zu glauben. Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben. Selbständig zu sein und gerne Zeit mit sich selbst – und zwar nur mit sich selbst und nicht digitaler Ablenkung – zu verbringen. Sein Karma zu pflegen. Daran zu glauben, dass das Schicksal es gut mit einem meint. Dass das Geschehene eine Lektion war, die uns wachsen, uns grösser werden lässt. Und dass es bald wieder bergauf geht.
Aber Stärke ist auch das Eingeständnis an sich selbst, nicht perfekt zu sein. Seine Gefühle anzunehmen, auch die negativen, seine Schwächen, seine „Fehler“. Zu akzeptieren, dass man am Scheitern einer Beziehung ebenfalls seinen Anteil hatte. Oder dass es im Job mit den Kollegen auch deshalb nicht geklappt hat, weil man es falsch angepackt hat. Oder dass man mit der Situation schlichtweg überfordert ist. Und nach diesem ersten Schritt, der Akzeptanz, den zweiten zu gehen und uns zu vergeben.