Trennung – Dos & Don’ts

Du hast gerade eine Trennung hinter dir. Deine grosse Liebe ist weg und macht ohne dich weiter. Du bist ein Häufchen Elend, das noch immer hofft, phantasiert und nicht loslassen kann.

Nun, so wie dir geht es gerade ganz vielen Menschen, Frauen und Männern, auf der ganzen Welt. Doch die gute Nachricht: Das wird wieder. Eines Tages. Aber der Weg dorthin ist mit Arbeit verbunden.

Egal wie toxisch eine Beziehung ist – und seien wir ehrlich, so gut kann sie nicht gewesen sein, wenn es zu einer Trennung kommt – wir klammern uns gern an den Gedanken, dass es wieder wird. Dass eines Tages alles gut ist, er sich besinnt und zurückkehrt. Schluchzend, um Verzeihung flehend, bereuend. Nun, das kann alles passieren. Es ist nicht wahrscheinlich, wäre aber auch nicht das erste Mal. Aber wenn es passieren sollte, müssen wir bereits weitergegangen sein. Denn „es muss sich alles ändern, damit alles so bleibt wie es ist.“ Wenn wir selbst nicht aus unseren eigenen Fehlern lernen, werden wir dieselben wiederholen und uns wieder hineinstürzen in die toxische, die ungesunde, nicht ausbalancierte Beziehung. Und am Ende ein richtiges Wrack sein.

Derjenige, von dem die Trennung ausgeht, hat – mehr oder weniger – die folgenden Optionen:

  • Eine Paartherapie machen. Gemeinsam. Mit offenem Ende: Kann wieder richtig gut werden oder eben nicht. Aber dann hat man sich wenigstens alles gesagt, gibt einander die Hand, und macht irgendwie weiter. Bilderbuch-Trennung. Leider viel zu selten. Meistens, weil einer (er?) keine Paartherapie möchte. Nicht, dass ihm noch der Kopf gewaschen würde von einem Profi. Nun, ein echter Profi würde das nicht tun, er würde nicht werten, aber zum „Psychodoktor“ zu gehen kann viel Überwindung kosten, von beiden.
  • Eine Pause einlegen. Wird häufig gemacht, aber meistens nicht richtig: Kontakt ist noch da, es wurden keine Regeln vereinbart, es gibt kein klar definiertes Pausenende.
  • Er lässt dich zappeln. So richtig kommt er nicht von dir weg, ihr habt ständig Kontakt, du versuchst, besonders mitfühlend und freundlich und verständnisvoll zu sein, er macht einen Schritt nach vorne und drei zurück. Das macht er so lange, bis ihm ein anderes „Hoppelhäschen“ über den Weg hoppelt. Dann orientiert er sich ganz schnell um und du bleibst auf der Strecke. Voller Hoffnungen, Träume, verletzt und gebrochen. Im Nachhinein könnte man das auch als Psychoterror bezeichnen. Aber erst im Nachhinein, denn das idealisierte Bild des Partners erleidet in dieser Übergangszeit keinen Schaden, man sieht nur das Gute, das Positive.
  • Er geht. Er zieht die Trennung durch. Das mag sich viel härter anfühlen, als die vorhergehenden Optionen. Aber: Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende, oder?

Weiterzugehen, loszulassen, macht bereits Sinn, wenn der Partner verkündet, dass die Gefühle nicht mehr da seien. (Insofern ist das deine Option: Selbst zu gehen.) Und wenn er nicht bereit ist, daran zu arbeiten (Paartherapie) sondern die Schuld und die Pflicht auf dich ablädt. Du müsstest „kämpfen“. Aber um was? Um eine Liebe, die nicht mehr da ist? Und mit welchen Mitteln? Wie sieht so ein Kampf überhaupt aus? Schmeisst man sich nun jeden Tag in Dessous, setzt ein verführerisches Lächeln auf und sagt zu allem „Ja und Amen“? Ab dem Zeitpunkt, an dem er es ausspricht, an dem er an eurer Liebe zweifelt, wird es kritisch. Niemand verliebt sich in einen Menschen, weil dieser Mensch es so gerne möchte. Gefühle kommen, sie können aber auch gehen. Auch wenn ihr immer geglaubt habt, die Liebe eures Lebens an eurer Seite zu haben. Die eine, grosse, die nie jemand ersetzen wird und mit der ihr alt werden wolltet.

Loszulassen ist schwierig. Sehr. Weiterzugehen, allein, wieder zu sich zu finden, zu erkennen, wer man vor der Beziehung war und was aus diesem Menschen geworden ist. Das IST Arbeit. Und in vielen Fällen schafft man sie nicht alleine, man braucht Hilfe. Auch therapeutische Hilfe. Doch manches kann man auch für sich selbst tun.

DOS:

  • Mach eine Liste. Mit 50 Dingen, die dich momentan glücklich machen. Das können deine Freunde sein, die Familie, Sport, ein neues Hobby, ein altes Hobby, Sonnenbaden auf einem Boot, Lindt-Schoki, und zwar die mit gerösteten Haselnüssen, frische Blumen, Spaziergänge im Wald, ein Lieblingspaar Schuhe oder das Kleid, das schon ewig im Schrank hängt und eigentlich viel zu kurz ist, aber auch zu schön, um es wegzugeben, der Friseur, oder einfach nur das Anlächeln des eigenen Ich im Spiegel.
  • Mach eine zweite Liste. Mit allen seinen Macken. Eine Trennung kündigt sich meistens schon früher an, wir wollen die Anzeichen nur nicht richtig wahrhaben. Zum Beispiel die ewigen Vorhaltungen und Vorwürfe, nicht ausreden lassen, nicht zuhören, beschimpfen. Aber auch: Schnarchen, Schweissfüsse, besserwisserisches Gerede, oder die fehlende Hilfe im Haushalt. Entlarv ihn als das, was er eben nicht (mehr) ist: Deine grosse Liebe.
  • Nimm die erste Liste zur Hand, und fange damit an, sie abzuarbeiten. Jeden Punkt. Jeden Tag. Woche für Woche.
  • Wende dich mehr deinen Freunden und Familie zu. Meist kommen sie während einer Beziehung etwas zu kurz. Jeder deiner (echten) Freunde würde sagen, dass er dich liebt. Halte dich an dieser Liebe fest. Sie ist nicht so leicht kaputtzubekommen.
  • Nimm deine Gefühle wahr. Wenn dir nach Weinen ist, dann weine. Nach Schreien: dann schreie. Verdränge sie nicht, egal ob es Wut, Hass oder Trauer ist. Du darfst so fühlen, du musst es. Erst wenn du sie alle durcherlebt hast, geht es dir besser. Verdrängen bedeutet nur, dass es länger dauert, darüber hinwegzukommen. Es ist dadurch nicht weniger schmerzhaft. Tanzen hilft, die Gefühle nach oben zu bringen. Ein Tagebuch, sie festzuhalten.
  • Arbeite daran, loszulassen. Lies noch mal die zweite Liste durch. Erinnere dich an die unschönen Momente. Auch, und vor allem, wenn die letzten Monate ein nervenaufreibendes Hin und Her waren. Er ist nicht perfekt. Und er ist nicht perfekt für dich. Er soll gehen, wohin und mit wem auch immer. Und du gehst ebenfalls, aber in eine andere Richtung. Single zu sein kann so viel Freiheit bedeuten. Ja, auch mit Kindern. Das bedeutet nicht, dass es gleich ein Date sein muss (solange er noch in deinen Gedanken rumschwirrt, wäre es für das Date ziemlich unfair). Aber sich um einen Menschen weniger zu kümmern, um seine Gefühls- und Gedankenwelt, kann sehr befreiend sein.
  • Lenke dich mit schönen Dingen ab. Auch wenn die Liste bereits abgearbeitet ist und du deine Freundschaften wieder reaktiviert hast. Das kann ein Hausprojekt sein (ich gestalte mein Schlafzimmer neu, denn nun ist es meins), ein Körperprojekt (ich melde mich im Fitnessstudio an oder widme mich meiner Hautpflege) oder etwas Digitales. Konzentriere dich dabei auf dich selbst, der Erfolg kommt von allein.
  • Suche dir Hilfe, wenn du sie brauchst. Freunde sind toll, aber manchmal muss es auch ein Psychologe sein. Vor allem wenn du merkst, dass dir der Alltag zu schwerfällt, du nicht mehr schlafen kannst, dich nur den ganzen Tag im Bett verkriechen möchtest oder Krankheiten entwickelst.
  • Yoga, Meditation, bestimmte Mantras: All das kann helfen, uns zu entspannen, ruhiger zu werden, zur inneren Mitte zu finden. Neulich erzählte mir eine Freundin vom Mantra „Let go, let God“ – also lass los, lass Gott dich führen. Ob man an Gott glaubt oder nicht ist hier sekundär, an irgendetwas glauben ja doch die meisten. Das Mantra eignet sich bei Problemen (die man ebenfalls loslassen muss) und bei Trennungen (einen Menschen loslassen). Bewusst atmen, sprechen und das Unterbewusstsein arbeiten lassen. Immer wenn dir danach ist: Im Auto, auf dem Stepper, im Bett.

DON’TS

  • Suche keinen Kontakt zu ihm. Zumindest in den ersten Wochen, versuche jeglichen Kontakt abzubrechen und bitte ihn, das zu respektieren. Wird schwieriger mit Kindern, aber nicht unmöglich, wenn ihr die gemeinsamen Zeiten festlegt oder einen Mittelsmann habt (Grosseltern, Nanny, Freundin – Hauptsache nicht die Kinder selbst). Nur so kannst du ihn aus deinem Kopf verdrängen und am Loslassen arbeiten.
  • Entfolge hm auf den sozialen Medien. Lösche den Chatverlauf, die E-Mails, die Anruferlisten. Du musst seinen Namen nicht sehen. Du musst nicht sehen, wie glücklich er ohne dich ist. Oder mit wem. Unnötiger Schmerz.
  • Stilisiere die Liebe nicht hoch. Ja, ihr habt euch geliebt. Und ja, es gab auch ganz viele tolle Zeiten. Aber das Kapitel schliesst sich und es öffnet sich ein neues. Und auch das wird gut und spannend und voller Emotionen. Wenn du dir selbst nicht den Weg für sie versperrst, indem er den einzigen freien Partner-Platz in deinem Herzen blockiert.
  • Sei vorsichtig mit Alkohol. So sehr man damit berauscht und vermeintlich sorgenlos wird, die Ernüchterung kommt spätestens am nächsten Morgen. Alkohol verstärkt die Gefühle. Und die sind nach einer Trennung meistens hässlich. Ausserdem ist der Griff zum Handy nach ein paar Gläsern Wein schnell passiert. Und am nächsten Tag erfolgt das böse Erwachen: Abgesehen vom Kater hat man dem Ex Dinge mitgeteilt, die für ihn so gar nicht bestimmt waren. Für die man nun am liebsten im Erdboden versinken würde. Nichts gegen das Feiern, das hast du dir auch verdient, aber in Massen. Lass das Telefon am besten gleich zu Hause. Oder, wenn du das Bedürfnis hast, etwas mitzuteilen, schreib es in die Notizen. Du kannst am nächsten Tag immer noch evaluieren, ob er das jemals lesen soll.
  • Gib dir nicht an allem die Schuld. Zum Beginn einer Beziehung müssen es immer zwei sein, aber am Ende reicht auch einer. Jeder Mensch hat seine eigenen Qualitäten, und natürlich auch seine Marotten. Ja, auch du warst nicht perfekt für ihn, sonst wäre er nicht gegangen. Und vielleicht gibt es ein paar Dinge, an welchen du arbeiten kannst und möchtest. Aber hör bitte auf, dich schlecht zu machen. Du hast es verdient, glücklich zu sein. Und das wirst du auch wieder. Es braucht einfach etwas Zeit.
  • Wenn ihr gemeinsame Kinder habt, heisst es noch mehr stark sein. Denn sich gehen zu lassen würde bedeuten, dass die Kinder (ob sie nun von der Trennung wissen oder noch nicht) mitleiden. Sie übernehmen die Rolle des Erwachsenen, um dich zu trösten. Das kann sich zwar schön anfühlen, ist aber nicht die Aufgabe eines Kindes. Ihr müsst eure Kinder beschützen, und zwar beide. So gross die Wut oder der Hass auf deren Vater ist, für die Kinder bricht ohnehin bereits eine Welt zusammen. Und er ist hoffentlich ein besserer Vater als Partner. Mache diese Beziehung nicht kaputt. Stehe über den Dingen. Und wenn er dich dafür nicht respektiert, hast du deinen eigenen Respekt verdient, der viel mehr wert ist.

In der Theorie klingt alles so logisch, so vernünftig, so einfach, nicht wahr? Die Realität ist etwas schwieriger zu handhaben. Mache dir diese Dinge bewusst, speichere sie im Kopf ab und kehre immer wieder dorthin zurück. Das geht nicht von einem Tag auf den anderen. Etwas, das Jahre- oder jahrzehntelang funktioniert hat, kann man nicht in wenigen Wochen abschliessen. Nimm dir die Zeit. Doch vergiss bei all dem nicht dich selbst. Du bist ein toller Mensch und du wirst wieder glücklich sein. Ganz bald. Und ganz bestimmt.

Natascha

 

Gefällt dir mein Blog? Anregungen, Kritik? Gerne per Mail (siehe Footer). Folge mir auf Instagram, um über die neuesten Einträge informiert zu werden. Und ganz wichtig: Weitersagen & Empfehlen – danke 🙂


Kommentar verfassen